Woodland
2019
found footage video, 29:29 min, colour, silent
Catalogue text (Extract)
Auf unheimliche Weise ist die geteilte Welt auch Thema von Manuel Bodens Video Woodland. Es besteht aus einer Abfolge von 16 Orten, die mit statischer Kamera gefilmt werden und für jeweils circa Sieben-Sekunden-Einstellungen im Wechsel gezeigt werden. Man sieht abwechselnd u. a. unaufgeräumte Waldausschnitte, dichtes Gestrüpp, Bodendecker, umgestürzte Bäume, einen Hügel, eine weite Heidelandschaft und sanft wiegende Gräser. Zunächst entsteht der Eindruck einer Wildkamera, wie sie Jäger:innen für die Beobachtung von Tieren installieren, oder auch einer Überwachungskamera, bei der der dargestellte Landschaftsausschnitt reiner Hintergrund für ein erhofftes oder erwartetes Ereignis ist. Doch nach einer Weile beginnt man nach Strukturen im Gehölz zu suchen, nach Zeichen tierlichen Lebens, nach Wetterphänomenen und richtet seine Aufmerksamkeit schlicht auf das, was ist. Aus dieser kontemplativen Schauanordnung wird man aber jäh herausgerissen, sobald man bemerkt, dass es auf einigen Aufnahmen unerklärliche Bewegungen im Unterholz gibt. Nachdem man sich darauf eingestellt hat, mit den Augen im Gewirr von Ästen und Gräsern quasi diese kurzen Momente zu erjagen, glaubt man plötzlich in jedem Schatten ein getarntes Lebewesen zu erkennen. Die dunkle Form in der Ferne wird zum Bären, Wildschwein oder zur hockenden menschlichen Gestalt im Tarnüberwurf; ein bemooster Baumstumpf wird zum haarigen Kopf. Es scheint jemand im Hinterhalt zu liegen und sich auf die Kamera zuzubewegen. Sofort kehrt sich die Hierarchie zwischen Beobachter in und Beobachtetem um und die dunkle Seite des Voyeurismus manifestiert sich. Der Wald hat plötzlich Augen und der Jäger wird zum Gejagten.
Goodbye Cruel World. It’s over.
ISBN 978-3-942154-57-4